Matthias Greuling: Herr Haneke, welche Einstellung haben Sie zum Tod?
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| Michael Haneke am Set von „Amour“ (Foto: (c) Filmladen) |
Das Thema hat ja einen sehr hohen Anspruch, also musste ich auch eine Form finden, die diesem hohen Anspruch gerecht wird. In diesem Fall ist es die klassische Einheit von Ort, Zeit und Handlung, die mir ermöglicht, dem Thema auf angemessener Höhe zu begegnen. Andererseits ist das aber auch riskant, denn es kann ja schiefgehen, da benötigt man dann eine große Portion Handwerk, damit der Film innerhalb dieser einen Wohnung funktioniert.
Das stimmt. Das Apartment hatte ich jenem meiner Eltern nachempfunden und es in Paris mit dem entsprechenden Dekor errichten lassen. Was aber nicht bedeutet, dass die Geschichte, die ich in „Amour“ erzähle, irgendetwas mit meinen Eltern zu tun hat. Aber mir half das beim Erfinden der Details zu diesem Film, mich in einer mir bekannten Geografie zu bewegen. Ich arbeite mit Prävisualisierung, das heißt, ich plane jede Einstellung bereits zuhause in einem Modell, und weiß daher, wann wo welche Kamera steht am Set. Der Erfolg eines Films liegt einzig und allein in seiner genauen Vorbereitung, das versuche ich auch meinen Studenten klarzumachen. Dass man als Regisseur ans Set kommt und denkt, man lässt sich dort einfach inspirieren, daran glaube ich nicht.
Ja, dazu habe ich mir etwas überlegt. Aber das werde ich nicht mit Ihnen teilen. Denn das würde der Rezeption des Films schaden.
Sie sind schon wichtig, denn der Erfolg deines letzten Films bestimmt die Arbeitsbedingungen des nächsten. Daher muss man dieses Spiel mitspielen. Es wäre auch verlogen, zu sagen, Preise sind mir wurscht. Natürlich ist es angenehm, wenn die Leute etwas gut finden. Aber man zittert nicht vor der Preisverleihung. Als jemand, der noch keinen Preis gewonnen hat, wäre man wahrscheinlich nervöser. Aber das ist so, wie wenn Sie als Theaterregisseur bereits 20 Stücke inszeniert haben, und vor der 21. Premiere erst recht wieder nervös sind. Man arbeitet schon, damit die Leute diese Arbeit irgendwie anerkennen. Sonst könnte man ja zuhause bleiben und nichts tun.
Interview: Matthias Greuling
„Liebe“ (Amour) läuft derzeit in den österreichischen Kinos.

