Die 80er Jahre waren die Geburtsstätte des Gangsta Rap, konkret: das Album „Straight Outta Compton“ der Rapper-Combo N.W.A. („Niggaz with Attitude“), das in wenigen Wochen Gold erhielt und dessen Texte vom FBI als gefährlich eingestuft wurden. Die Bandmitglieder wurden zu Legenden, allen voran Dr. Dre und Ice Cube. Sie machten Rap nicht nur salon-, sondern auch mehrheitsfähig. Der nach diesem Durchbruch-Album benannte Film will den Werdegang der aus der kalifornischen US-Stadt Compton stammenden Burschen nachzeichnen. Fünf Typen aus einer der kriminellsten Gegenden der USA wagen die Verarbeitung ihres tristen Alltags mit Rap: Dr. Dre, Ice Cube, Easzy-E, DJ Yella und MC Ren werden rasch berühmt, aber auch angefeindet. Mit dem Erfolg werden auch die Differenzen zwischen den Rappern ersichtlich. Der Rap vereint sie bald nicht mehr, er trennt sie.
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| „Straight Outta Compton“ (Foto: Universal) |
All das fängt Regisseur F. Gary Gray als retrogestylten Musikfilm zwischen Drumcomputer und nächtlichem Luxus-Gelage am Pool ein. Gray, der früher Dres Musikvideos inszenierte, belässt der Combo ihren Mythos: Die unangenehmen Seiten der Musiker, etwa ihre Gewaltausbrüche, kehrt er meist unter den Teppich der Beschallungsindustrie. Hut ab aber vor dem „Mood“, den Gray auferstehen lässt, von einer Zeit, in der Großes passierte. Noch mutiger ist es, diese Ära in der Gegenwart zu feiern. In einer Zeit, in der in den USA wieder Schwarze von Polizisten gejagt werden.
Matthias Greuling
STRAIGHT OUTTA COMPTON – ab 28.8. im Kino
Regie: F. Gary Gray. Mit O’Shea Jackson Jr., Corey Hawkins, Jason Mitchell
Dieser Beitrag erschien auch in der Wiener Zeitung

