Luc Besson im Gespräch über seinen neuen Film „Dogman“: Ein umstrittener Regisseur erfindet sich einmal mehr neu.
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Der französische Regisseur Luc Besson ist sowohl Kult-Figur als auch streitbarer Filmemacher: Als solcher hat er Meisterstücke wie „Das fünfte Element“, „Nikita“ oder „Leon – Der Profi“ vollbracht, doch im Zuge der „MeToo“-Debatte ist Besson auch der Vergewaltigung bezichtigt worden – wovon er erst kürzlich freigesprochen wurde. Ein Schatten aber bleibt, wenn es um die Rezeption seiner Werke geht.
In Venedig stellte Besson unlängst seinen neuen Spielfilm „Dogman“ vor, die Geschichte um Douglas (Caleb Landry Jones), der schon als Kind von seinem Vater schwer misshandelt und von ihm zu den Kampfhunden in den Käfig gesperrt wurde. Die haben das Kind allerdings nicht zerfleischt, sondern verschont und beschützt. Heute lebt der im Rollstuhl sitzende Douglas mit einer Unzahl von Hunden zusammen, sie sind sozusagen seine Familie. Ein durchaus absurder Plot, jedoch ist es gerade bei Besson nicht selten der Fall, dass seine visuelle Vorstellungskraft seine oftmals bizarren Geschichten soweit überhöht, dass man ihm allerhand verzeiht. „Dogman“ wechselt von Slapstick zu Drama und zurück, und Caleb Landry Jones ist in jeder Phase mit vollem Einsatz dabei.
„Es ist viel Persönliches in dem Film, ich liebe Hunde und hatte als Kind einen, der für mich eine Art bester Freund gewesen ist“, erzählt Besson beim Interview in Venedig.
„Dogman“ werden die Hardcore-Fans von Besson lieben, alle anderen werden eine Filmerfahrung mit nach Hause bringen, die ungewöhnlich ist, auch und gerade, weil sie von einem Regisseur stammt, der durchaus immer auch die Orgel des Mainstream zu bespielen wusste, diesmal aber in einer sehr schrägen Geschichte wenig Elemente des Blockbusterkinos verwebt.
celluloid: Monsieur Besson, viele Leute schrieben, „Dogman“ sei das lang erwartete Comeback von Ihnen. Was denken Sie?
Luc Besson: Es ist bestimmt kein Comeback, denn ich bin ja niemals weg gewesen. Während der Pandemie habe ich die Zeit genutzt, um vorwiegend zu schreiben und Projekte zu entwickeln. Jeder verarbeitet seine inneren Dämonen anders, manche trinken oder nehmen Drogen, bei mir ist es das Schreiben, über das ich meine dunkle Seite verarbeite.
Hat die Pandemie für Sie also auch Vorteile gehabt? Die Konzentration auf die eigene Arbeit?
Das kann man so sagen, ja. Aber man reflektiert in solchen Zeiten auch anders. Ich bin inzwischen 64 Jahre alt, und es schwirrt immer die Frage im Raum mit, wie viel Zeit einem noch bleibt. Und was man noch zu sagen hat. Ich fände es schlimm, wenn die Leute sagen: Ja, früher war der mal gut, aber jetzt? Dann würde ich lieber aufhören. Aber ich glaube, ich habe noch ein, zwei gute Ideen auf Lager.
Zum Beispiel die Idee, einen Mann unter Hunden aufwachsen zu lassen?
Die Inspiration für diesen Film kam teilweise aus einem Artikel, den ich über eine französische Familie las, die ihr eigenes Kind mit fünf Jahren in einen Käfig sperrte. Daraus ergab sich die Frage, was das mit einem Menschen macht – geistig wie sozial. Wie überlebt jemand so etwas und was macht er mit seinem Leid? Ich wollte diese Idee mit „Dogman“ erforschen.
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