Viennale: Preisträger aus Cannes

Neues von Nuri Bilge Ceylan: „Kuru otlar üstüne“ (About Dry Grasses)

Der Kunstlehrer Samet (Deniz Celiloğlu) lebt und lehrt bereits seit vier Jahren in Ostanatolien, träumt aber unglücklich davon, wieder nach Istanbul zurückzukehren. Gemeinsam mit Kollege Kenan (Musab Ekici) bewohnt er ein kleines Haus in einem abgelegenen, verschneiten Dorf, dessen entleerte Landschaft der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan (The Wild Pear Tree) detailreich mit der Kamera einfängt.

Die Hoffnung, die tiefe Provinz zu verlassen, ist einer der Gründe, warum Samet seinen Gefühlen für die unlängst kennengelernte Nuray (Merve Dizdar) nicht weiter nachgeht. Interesse hätte er wohl an der intelligenten Frau, die in einem Nachbardorf ebenfalls Lehrerin ist, sich die Zeit gerne mit Handzeichnungen vertreibt und nach dem Verlust ihres Beines durch ein terroristisches Selbstmordattentat versucht, ihr Leben neu aufzubauen. Gemeinsam diskutieren sie über die Möglichkeiten und Grenzen des Lebens in der Region, was darauf abzielt, den Pluralismus, die Komplexität und die Widersprüchlichkeit der heutigen türkischen Gesellschaft zu erforschen.

Nach einer Wendung der Ereignisse, die er kaum begreifen kann, verliert er die Hoffnung, dem trostlosen Leben, in dem er festzustecken scheint, zu entkommen. Vor allem die Rolle seiner Schülerin, beziehungsweise seines Schützlings Sevim (Ece Bagci) in diesem Wendepunkt, erschüttert ihn schwer. Als sich Nuray und Kenan langsam ineinander zu verlieben scheinen, wirkt Samet, trotz anfänglichen Bestrebens zur Distanz, immer eifersüchtiger und auch frustriert durch seine derzeitige Lebenssituation.

Nominiert für den Palme d’Or beim Filmfestival in Cannes, brachte Ceylans Drama der Schauspielerin Merve Dizdar den Preis als beste Darstellerin. Sie ist somit die erste türkische Frau, die sich über eben diesen Award freuen darf. Sarah Riepl

Viennale-Termine:
21.10., 20.45 Uhr, Gartenbau
22.10., 11.00 Uhr, Urania

Tickets: www.viennale.at

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