Ein bisschen so wie Klassentreffen: Hollywood-Grusel-Legende Tim Burton haucht seinem 1988-Erfolg „Beetlejuice“ neues Leben ein – jetzt als Auftakt bei den Filmfestspielen von Venedig und demnächst regulär im Kino
Von Peter Beddies/Venedig
Was ist das Schöne am Klassentreffen? Man kennt – wenn sie sich denn nicht zu sehr verändert haben – die Mitschüler von dereinst und kann sich das Vorstellen sparen. Das ist hier – bei der Fortsetzung nach 36 Jahren – genauso. Es gibt zu Beginn eine Kamerafahrt wie beim Original, die Schrifttafeln haben sich kaum verändert, die Musik (Burtons Hauskomponist Danny Elfman durfte wieder unfassbar toll komponieren) klingt sehr vertraut.

Man ist wieder in der Welt, in der der Geist Betelgeuse (nur durch ein Spiel im ersten Teil wurde Beetlejuice daraus) gern leben würde, wäre er nicht an die Welt der Toten gebunden. Man kann den zweiten Teil übrigens sehr gut verstehen, ohne das Original gesehen zu haben. Aber wer alles verstehen möchte, jede Andeutung (und davon gibt es reichlich) und jede Nuance, der sollte auf jeden Fall den für wenig Geld im Netz buchbaren ersten Teil zuerst anschauen.

Es geht immer noch um die Familie Deetz. Deren Tochter Lydia ist nun eine erwachsene Person und noch immer gezeichnet von dem, was damals der Dämon Beetlejuice mit ihr getan hat. Interessanterweise sieht Winona Ryder als Lydia kaum einen Tag älter aus. Und das ist keineswegs eine gute Nachricht. Denn nach wie vor ist sie schauspielerisch komplett talentbefreit. Zum Glück hat sie wenige Szenen. Im Gegensatz zu ihrer Filmtochter Jenna Ortega, die wunderbar somnambul durch den Film streicht. Mit einer komplett verrückten Aktion die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten durchbricht. Überhaupt hatte Tim Burton – der in den letzten Jahren, bis auf seinen Hit „Wednesday“ wenig Gutes zustande gebracht hat – wahrscheinlich das Gefühl, dieses Mal sein Publikum auf keinen Fall langweilen zu wollen. Weshalb es in einem unfassbaren Tempo (im Vergleich zum Original) zu Monica Bellucci als sich durch alle Widerstände meuchelnde Ex-Frau von Betelgeuse über Willem Defoe als totem Polizisten-Schauspieler und einer ganzen Reihe mehr an Strängen geht. All das traumhaft bildlich und musikalisch zusammengebracht mit wunderbaren Musical-Einlagen – selbst Harry Belafonte aus dem ersten Teil wird gedacht.

Womit wir bei den Nachteilen der Klassentreffen wären. Wirklich neu sind da die Geschichten nicht. Und so ist es – wie beim (Mini-Spoiler) Ende auch. Die Bösen bekommen wie dereinst exakt dieselbe Strafe. Aber generell – im Unterschied zum traditionellen Klassentreffen – ist man sehr froh, die alten Leinwand-Helden mal wieder zu sehen. Vor allem Michael Keaton hat einen unfassbaren Spaß an seinem „Beeetlejuice“. Zu einem dritten und bestimmt letzten Teil würde dieser Vollblut-Schauspieler sicher nicht Nein sagen.
