„Der Pfau“ feiert Venedig-Premiere

„Der Pfau – Bin ich echt?“ des Salzburgers Bernhard Wenger ist dieses Jahr der einzige österreichische Beitrag am Lido, der in der Settimana della critica lief.

Peter Beddies/Venedig

Die übergroßen Namen der bunten Filmwelt. Man kam an ihnen in den letzten Tagen in Venedig einfach nicht vorbei. Eigentlich eine schöne Sache. Würde man dabei nicht die eine und die andere kleine Indie-Perle übersehen. So wie den einzigen österreichischen Film dieses Jahr beim Filmfestival auf dem Lido, der dringend vorgestellt werden muss.

Es gibt sie schon eine ganze Weile in Asien: Die „Rent-A-Friend“-Agenturen. Da kann man sich jemanden mieten. Wenn man mal getröstet werden möchte, eine Tochter oder einen Sohn zum Vorzeigen braucht und so weiter und so fort. Regie-Legende Werner Herzog hat über dieses Phänomen vor fünf Jahren mal den Film „Family Romance, LLC“ gedreht, der aber hauptsächlich auf Festivals zu sehen war.

Damals, also 2019, wusste der junge Salzburger Filmemacher Bernhard Wenger schon lange, dass er gern sein Regie-Debüt „Peacock“ über das Ausleihen von Menschen machen würde. Aber wie das nun mal so ist, bei kleinen engagierten Projekten: Sie dauern häufig etwas länger. Nun gab es also die Weltpremiere des Films, der bei dieser Gelegenheit auch gleich einen neuen deutschen Titel bekommen hat.

Bernhard Wenger. Foto: La Biennale di Venezia

Wenger erzählt in seiner messerscharfen Satire von Matthias – mal wieder eine sensationelle Performance von Albrecht Schuch -, der in so einer Ausleih-Agentur in Österreich sein ganzes Leben sieht. Einer älteren Dame beibringen, wie sie sich in Rededuellen gegen ihren Gatten wehrt (was den später noch auf den Plan rufen wird), bei gesellschaftlichen Anlässen mit absurdem Wissen aus der musikalischen Klassik glänzen und so weiter. Matthias ist ein Meister seines Fachs!

Das große Problem allerdings: Wer er selber ist, hat er längst vergessen. Besonders krass zu erleben in peinlich-realistischen und doch auch schönen Szenen mit seiner Freundin, in denen sie ihn bittet, Position zu beziehen. Aber nicht mal die Frage nach Rot- oder Weißwein mag Matthias beantworten. Er möchte einfach niemandem wehtut. Das kann nicht lange gutgehen und endet in einer herrlich befreienden Aktion.

„Der Pfau – Bin ich echt?“ wurde hier in Venedig von Kritikern und Publikum begeistert gefeiert. Irgendwann im Winter wird der Film in Deutschland und Österreich in die Kinos kommen. Wie sagt man so schön: Vorfreude ist die schönste Freude! Nur einen gemieteten Freund sollte man zu diesem Film nicht mitnehmen.

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