Matthieu Delaporte hat Alexandre Dumas’ „Der Graf von Monte Christo“ neu und sehr bildgewaltig verfilmt. Ein Gespräch über die Mischung von Spektakel und Intimität.
Von Matthias Greuling
Matthieu Delaporte hat „Der Graf von Monte Christo“ in Co-Regie mit seinem Kollegen Alexandre De La Patellière in Szene gesetzt. Das Duo, bisher bekannt durch Komödien wie „Le prenom“, widmet sich damit einem der bekanntesten Werke von Alexandre Dumas. celluloid sprach mit Delaporte über die Entstehung des Films und seinen Zugang zum Genre.
celluloid: Monsieur Delaporte, wie kann man einen solchen Stoff, der unzählige Male verfilmt wurde, heute in der Zeit der Bilderflut neu und frisch erzählen?
Matthieu Delaporte: Wir sind von den Eindrücken unserer Zeit überwältigt. Als Regisseur möchte man aber etwas Einzigartiges schaffen. Das war unser Ziel. Er sollte dank der Laufzeit von drei Stunden eine geradezu opernhafte Dimension bekommen, und wir wollten das epische Kino mit einem Gefühl der Atemlosigkeit verbinden. Es war uns wichtig, dass die Zuschauer vollständig in diese großartige Erzählung eintauchen können – in eine Geschichte, die voller Licht ist, aber auch voller Schatten. Weil es diese Gegensätze braucht, haben wir versucht, zwischen dem Epischen und dem Intimen zu balancieren; viel Raum zum Atmen einzubringen und gleichzeitig kleine Pausen für Reflexionen zu schaffen. Es geht darum, nicht ständig im Spektakel gefangen zu sein. Das Interesse am Spektakel wird durch kleine Dinge getragen: durch Intimität und Gefühle. Deshalb wollten wir so nah wie möglich an unseren Figuren bleiben.

Gut und Böse und die Zwischentöne – all das haben Sie in dem Film versammelt…
Es ging darum, dabei dieses Gleichgewicht wiederzufinden; ein Gleichgewicht, an das ich mich bei vielen alten Filmen erinnere – solche Filme werden heutzutage leider immer seltener gemacht. Es sollte ein Kino sein, wo auch dunkle Elemente existieren können. Diese Mischung aus Dunkelheit und Licht war uns sehr wichtig.
Hat sich das Genre des Spektakelkinos verändert? Denn sie scheinen tatsächlich seltener geworden zu sein.
Große, epische Filme sind seltener geworden. Das hat auch mit dem Serien-Boom zu tun und bestimmt auch mit der Aufmerksamkeitsspanne des Publikums. Wir aber finden, dass es genug Geschichten gibt, die eine solche Form brauchen.

In dieser Geschichte geht’s um Themen wie Verrat oder Erwachen… Was sagt uns diese Geschichte über unsere Zeit?
Ich denke, genau deshalb bleibt das Buch über Jahrzehnte hinweg relevant. Rache kennt keine Grenzen von Zeit oder Nationen. Jeder kann nachvollziehen, was es bedeutet wenn einem Unrecht widerfährt oder wenn jemand ungerecht behandelt wird – Ungerechtigkeit ist universell fühlbar. Der Wunsch nach Wiedergutmachung ist etwas, was jeder Mensch empfinden kann. Rache hat etwas Ewiges: Wenn man versucht, eine Wunde heilen, gräbt man selbst tiefer hinein. Das kann auch zu einem Gift werden, das sowohl deinen Gegner als auch dich selbst schädigt.
Dabei könnte der Graf von Monte Christo doch eigentlich ein sorgloses Leben führen.
Was an Monte Christos Figur faszinierend ist: Er besitzt alles Geld dieser Welt; könnte tausend Leben führen aber wählt eines voller Rache. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr erkennt er allerdings, dass Rache keinen Ausweg bietet.
Der Film war seit seiner Cannes-Premiere sehr erfolgreich. Wird er auch international ein Blockbuster?
„Der Graf von Monte Christo“ ist keine Komödie, im Gegenteil, es ist ein komplexer und vor allem langer Film. Es war eine äußerst wichtige finanzielle und industrielle Herausforderung, die es zu bewältigen galt. Dies ist der größte französische Film, gemessen am Budget für das Jahr 2024. Wenn die Leute einem vertrauen, kann man nur hoffen, dass es funktioniert.
