Beim Filmfestival von Venedig ist Roberts in Luca Guadagninos „After the Hunt“ zu sehen – außerhalb des Wettbewerbs. Für Debatten sorgte der Film schon bei der Pressekonferenz.
Von Matthias Greuling
Venedig ist für gewöhnlich Bühne des Glamours – doch beim Pressegespräch zu Luca Guadagninos neuem Film „After the Hunt“ stand am Freitag weniger der rote Teppich, sondern die Frage nach Verantwortung im Zentrum. Julia Roberts, die in dem Drama eine angesehene Philosophieprofessorin spielt, sah sich mit kritischen Fragen konfrontiert: Unterminiert der Film den Feminismus, ja gar die Errungenschaften der #MeToo-Bewegung?

Die Geschichte, angesiedelt im akademischen Milieu, kreist um einen heiklen Vorwurf. Die junge Dozentin (Ayo Edebiri) beschuldigt den Kollegen (Andrew Garfield) von Roberts’ Figur der Grenzüberschreitung. Nora Garretts Drehbuch verweigert einfache Wahrheiten – und genau das, so Roberts, sei die Stärke des Films. „Es geht nicht darum, Frauen gegeneinander auszuspielen“, betonte sie. Vielmehr wolle man das Publikum mit Widersprüchen konfrontieren: „Nicht alles soll bequem sein.“
Regisseur Guadagnino sekundierte: „After the Hunt“ sei kein Manifest, sondern ein Film über das Aufeinanderprallen von Wahrheiten. Man habe bewusst Ambivalenzen zugelassen. Roberts formulierte es bildhaft: „Als würde eine Kamera vom Himmel fallen und Menschen in einem Moment filmen, in dem alle sich selbst und anderen etwas vormachen.“
Ein augenzwinkerndes Detail sorgt ebenfalls für Gesprächsstoff: Die Titelsequenz erscheint in jener Windsor-Schrift, die man von Woody-Allen-Klassikern kennt. Guadagnino begründete dies lapidar mit „Warum nicht?“, deutete aber zugleich auf den doppelten Boden: Man habe sich an Allens Werk orientiert – und damit auch an der Frage, wie man mit Künstlern umgeht, die selbst in der Kritik stehen.
Roberts, die sich selbst erstmals in Venedig auf dem Festival präsentiert, zeigte sich begeistert von der Stadt – wenn auch diesmal fast ausschließlich im Arbeitsmodus. Für sie ist entscheidend, dass das Werk Debatten entfacht. „Wir verlernen gerade die Kunst des Gesprächs. Wenn dieser Film dazu beiträgt, dass Menschen miteinander reden, dann ist das das größte Kompliment.“

Photo Credit: Courtesy of Amazon MGM Studios © 2025 Amazon Content Services LLC. All Rights Reserved.
