„The Rock“ am Lido: Er spielt die Hauptrolle in „The Smashing Machine“. Gesichtsausdrücke hat er immer noch bloß zwei. Aber gibt es bald gar einen Oscar für ihn?
Von Peter Beddies, Venedig
Der Mann der tausend Gesichter wird Dwayne Johnson in diesem Leben sicher nicht mehr. Das wird jetzt mal wieder klar, nachdem sein neuer Film „The Smashing Machine“ (im Wettbewerb) auf dem Lido Premiere gefeiert hat. Es geht um einige entschiedene Jahre im Leben des Mix-Martial-Arts-Kämpfers Mark Kerr. Die Geschichte ist in sofern positiv zu sehen, dass der 56jährige mehrere Jahre dieses Irrsinns aus Boxen, Ringen, Karate (in einem Käfig ausgetragen) und so weiter überstanden hat und heute noch lebt.

Negativ, dass sein professionelles Leben zum großen Teil aus Scheitern bestand. Egal, in welcher Sportart er antrat, es gab immer einen Besseren. Eigentlich das perfekte Material für ein Sport-Drama. Es sei denn, der an sich absolut sympathische Dwayne Johnson erklärt das Projekt zu seinem Herzens-Anliegen und will unbedingt selbst die Hauptrolle spielen. Generell eine gute Idee. Immerhin kennt man Johnson – jedenfalls die Älteren – als den Wrestling-Star The Rock.
Alle Szenen, die im Ring – sorry – im Käfig spielen, haben eine Unmittelbarkeit, auch eine Rohheit, die dem Film von Benny Safdie sehr gut tun. Leider verlässt der sich in den gut zwei Stunden zu sehr auf sie. Nach dem zehnten Kampf – und wenn er noch so gut gefilmt ist – reicht es und der Film beginnt zu langweilen. Man hätte viel lieber mehr von den inneren Kämpfen gesehen, die das Leben von Mark Kerr ausgemacht haben. Sein Körper war total kaputt, von der jahrelangen Einnahme von Schmerzmitteln war er abhängig. Aber alles, was der Zuschauer bekommt, sind immer wieder Schrei-Attacken mit seiner Freundin (Emily Blunt spielt gewohnt großartig).

Und Dwayne Johnson? Wann immer es um die inneren Werte des Mark Kerr geht, hastet das Drehbuch entweder schnell weiter zur nächsten Station. Oder wenn der Konflikt dann doch mal ausgetragen werden muss und Kerr weint, dann hält sich Johnson ein Handtuch vors Gesicht, um nicht zeigen zu müssen, dass er – bei allem Respekt – nicht mehr als zwei Gesichtszüge draufhat. Reicht in Hollywood aus, um eine Karriere zu machen. Bleibt zu hoffen, dass ihn die Academy für diesen Film nicht mit einer Oscar-Nominierung ehrt.
