Harrison Ford, der Abenteurer

Harrison Ford über seinen fünften Auftritt als Indiana Jones und seine Liebe zu dieser Figur.

Von Matthias Greuling

Es war ein gewaltiger Empfang für Harrison Ford bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes, als er zur Weltpremiere von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ über den roten Teppich ging. Nicht nur, dass die zahllosen Fans in einen Dauerjubelzustand gerieten, wurden dem 80-jährigen Schauspieler drinnen im Festival-Palais dann auch noch eine goldene Ehrenpalme und stehende Ovationen zuteil. „Es ist ein unglaublicher Empfang, der mir ein gutes Gefühl gibt“, sagte Ford.

Harrison Ford bei der „Indiana Jones 5“-Premiere in Cannes. Foto: Katharina Sartena

Das „gute Gefühl“ dient dem fünften und mutmaßlich letzten Teil der „Indiana Jones“-Reihe mit dem Subtitel „Das Rad des Schicksals“. Der Film läuft nun kommenden Freitag weltweit in den Kinos an und soll zum großen Sommerblockbuster für das Studio Disney werden. Ford begibt sich darin einmal mehr in seine Paraderolle als Dr. Henry Jones Jr. – diesmal entdeckt der Archäologe und Abenteurer, der eigentlich längst in Rente ist, eine runde Skulptur, die die Zeit verändern kann – eben jenes Rad des Schicksals in den falschen Händen könnte zur Katastrophe führen. So ist der Schurke, gespielt von Mads Mikkelsen, drauf und dran, die Welt damit in einen einzigen Nazistaat zu verwandeln.

Magisches Finale

Teil fünf der Reihe ist der erste Film, der nicht von Steven Spielberg inszeniert wurde, sondern von dem Regie-Routinier James Mangold („Walk the Line“, „Wolverine“). Der bleibt dem Abenteuergenre jedoch treu und drückt alle Knöpfe, um zum berühmten Score von John Williams auch die von den Fans erwarteten Bilder zu liefern, mit einem großen, schier magischen Zeitreise-Finale.

Technisch ist der Film auf dem neuesten Stand. Für eine Rückblende wurde Harrison Ford auf das Alter von 40 Jahren digital verjüngt, eine Technik, die Martin Scorsese unlängst schon für „The Irishman“ angewandt hatte. Diesmal ist die Technik noch ausgereifter: Man hat wirklich den Eindruck, hier spielt der 40-jährige Ford. „So habe ich einmal ausgesehen“, sagt Ford. „Es ist keine Magie oder CGI, Lucasfilm hat im Laufe der Jahre hunderte Bilder von mir gefilmt, und dies war das Ergebnis der wissenschaftlichen Durchsicht der Bibliothek. Aber ich schaue nicht zurück und wünsche mir, ich wäre wieder dieser Typ. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Alter. Ich könnte schließlich schon tot sein und dabei arbeite ich immer noch.“

Natürlich müsse man derlei neue Techniken mit Sorgfalt einsetzen, ist Ford überzeugt. „Man wird diesen Trick nicht verwenden, wenn er nicht der Geschichte dient. Das würde wehtun, wenn der Einsatz nicht dosiert und ehrlich erfolgt.“ Bei „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ habe ihn schließlich das Drehbuch überzeugt: „Ich dachte zunächst gar nicht daran, noch einmal Indiana Jones zu spielen“, sagt Ford. „Aber dann entdeckte ich in dem Skript Dinge, die der Figur neue Aspekte verliehen: Man sieht, wie Indy mit dem Alter hadert, wie er sich anstrengt. Das hat mich schließlich dazu bewogen, mitzumachen.“

Mit Bombast ins Abenteuer

Wichtig war Ford dabei, sich als Indiana Jones mit Bombast von der Leinwand zu verabschieden: „Ich konnte unter der Führung von Steven Spielberg und George Lucas in einer Zeitspanne von mehr als 40 Jahren tolle Filme abliefern, und jetzt wird es nicht mit einem Wimmern beendet, sondern mit einem großen Knall – das war mein oberstes Ziel für dieses Abenteuer.“ Verraten werden darf: Es ist tatsächlich ein würdiges Ende für die Franchise.

Bleibt die Frage, welche seiner beiden ikonografischen Figuren Ford den Vorzug geben würde, müsste er sich entscheiden: Han Solo aus „Star Wars“ oder Indiana Jones? „Han Solo hat ein gutes Herz, aber ich glaube, er ist ein wesentlich uninteressanterer Charakter als Indiana Jones“, sagt Ford. „Der Nutzen seiner Geschichte war nie sehr groß. Er war das Gegenstück zu den anderen in ‚Star Wars‘, er stand zwischen dem weisen alten Krieger und dem jungen Helden. Indiana Jones hingegen ist ein kompromissloser Abenteurer. Das ist immer schon ein Aspekt gewesen, den ich an ihm bewundert habe.“

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