Kristen Stewart: „Dachte, ich habe meinen Film ruiniert!“


Kristen Stewart zweifelte nie an ihrer Fähigkeit, Regie zu führen – auch nicht bei ihrem Debütfilm „The Chronology of Water“. Doch in der Postproduktion überkamen sie plötzlich Zweifel: Sie fürchtete, den Film „ruiniert“ zu haben, wie sie im celluloid-Gespräch erzählt.

Von Matthias Greuling / Fotos: Katharina Sartena

„Wir kamen nach Hause, und ich dachte nur: ‚Ich glaube, ich habe alles zerstört. Alles ist tot‘“, erzählt Stewart im Gespräch celluloid-Chefredakteur Matthias Greuling in Cannes. Erst als sie begann zu erkennen, was ihre Schauspieler auf die Leinwand gebracht hatten, wandelte sich ihre Perspektive. „Dann öffnete ich all diese atemberaubenden, wunderschönen Geschenke und begriff: ‚Nein, wir haben einfach etwas anderes erschaffen.‘ Sich auf das Neue einzulassen, ist nicht leicht – es fühlt sich an, als müsste man den Verlust eines vertrauten Bildes betrauern.“

Kristen Stewart (rechts) mit ihrer Hauptdarstellerin Imogen Poots. Foto: Katharina Sartena

Trotz des langwierigen Entstehungsprozesses, der sich über acht Jahre erstreckte, habe sie nie an ihrer Fähigkeit gezweifelt, das Projekt auf die Leinwand zu bringen. „Keine Sekunde habe ich gezögert. Ich wollte diesen Film mit jeder Faser meines Seins machen. Ich neige dazu, meinen Impulsen zu vertrauen“, erklärte sie. „Es brauchte lediglich Zeit, bis das Projekt zu einer in sich stimmigen Form fand – und es wollte erst geboren werden, als der richtige Moment gekommen war. Ich war ungeduldig, mitunter trotzig und frustriert, habe mich öffentlich beklagt – aber der Film war schlicht noch nicht so weit.“ Wie man sich über einen solchen langen Zeitraum selbst motiviert? „Man braucht eine Familie, die einem Kraft gibt“, sagt Stewart. „Und in meinem Fall hatte ich einen Kameramann, der mich ungeheuer motiviert hat und mir eine echte Stütze war“.

„The Chronology of Water“, Regie: Kristen Stewart. Foto: Festival de Cannes

Der Film basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Lidia Yuknavitch. Er erzählt die Geschichte einer jungen Frau – gespielt von Imogen Poots –, die durch das Schreiben ihre Stimme findet und als Schwimmerin Erlösung erfährt. Stewart beschrieb ihre erste Lektüre des Buchs als zutiefst körperliches Erlebnis, als eine Art „notwendiger Ausbruch“. „Auch wenn man nicht dieselbe Geschichte des Missbrauchs teilt wie die Protagonistin – als Frau auf dieser Welt wird einem ständig signalisiert, dass man den Mund zu halten hat. Das ist leider eine Realität“, sagte sie. „Manche Werke eröffnen einem plötzlich das Gefühl: ‚Verdammt, das bin ja ich. Das ist ein Spiegel.‘ Und genau darin liegt Kraft – wir sind gemeinsam so viel stärker.“

First Look auf „The Chronology of Water“.

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